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Das schwarze Ferkel Hunger und Durst Hunger und Durst Historie Berlin www.friedrichstrasse.de
Das schwarze Ferkel
Wilhelmstraße / Unter den Linden
10117 Berlin
Unbenanntes Dokument
Den vergeistigten Nachtschwärmern und Anhängern der Jugendstil-Ideen bedeutete das "Schwarze Ferkel" soviel wie heute der Jeunesse deren Top-Disco. Nur wird es im "Schwarzen Ferkel" in der Wilhelmstraße /Ecke Unter den Linden (dort residiert jetzt die Botschaft von Ungarn) abwechslungsreicher und alkoholbeschwingter zugegangen sein als in den Sound-Hochburgen der Pop-Ära. August Strindberg hatte die Kneipe 1892 zufällig entdeckt und machte sie zu seinem Wohnzimmer. Es war ursprünglich eine Weinstube, die einem Armenier namens Arman Pauquet gehörte. Doch dann zog die Bohème hinter dem Expressionisten Strindberg her. Und die war durstig und nimmermüde. Das Schwarze Ferkel beherbergte und behütete den Dichter Richard Dehmel, die Maler Edvard Munch und Lesser Ury, den Zeichner und Karikaturisten Fritz Koch-Gotha, den Modearzt Carl Ludwig Schleich.

Und den melancholischen Reklame-Texter der Firma Maggi, der mit sinnigen Sprüchen auf Suppenwürfel mit Instant-Brühe aufmerksam zu machen hatte. Der Mann hieß Frank Wedekind und faselte davon eines Tages ein berühmten Dramatiker werden zu wollen. Noch hatte seine Dramen wie "Frühlings Erwachen" oder "Die Büchse der Pandora" die Kritik nicht aufgescheucht. "Ferkel"-Budiker Pauquet erkannte messerscharf, dass mit Wein allein der Frohsinn mühsamer aus den Startlöchern kommt als mit härteren Sachen. So wurde das Lokal wegen seiner Auswahl an exotischen Bränden und Likören von Nacht zu Nacht populärer. Provinzler sahen sich im Vorhof der Sünde sitzen, wenn am Nebentisch Strindberg Gitarre spielte und zwei sehr leicht bekleidete Schauspielelevinnen ihn singend begleiteten. Deren einzige Garderobe bestand aus rotgebrühten Flusskrebsen, die sie ins Haar geflochten trugen. Zeitgleich schwängerte der verheiratete Wedekind Strindbergs bisexuelle Gattin Frida Uhl, die ihm einen Sohn gebar.