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Kranzler Hunger und Durst Hunger und Durst Historie Berlin www.friedrichstrasse.de
Kranzler
Friedrichstraße / Ecke Unter den Linden
10117 Berlin
Unbenanntes Dokument
Die Ecke galt als das "Kaffee-Triangel". Gegenüber vom Victoria, das in den zwanziger Jahren Café Schön hieß, warteten das Café Bauer und das Café Kranzler auf ihre Kunden. Beide Etablissements waren tatsächlich auch Speisehäuser mit einer bemerkenswerten Weinkarte, gingen aber auf den Ursprung eines Cafés zurück: Johann George Kranzler (1795 bis 1866) stammte aus Tautendorf in Niederösterreich und geriet zufällig in die Dienste des Kanzlers Karl A. Hardenberg (1750 bis 1822), der auf dem Wiener Kongress eigentlich nach einem Küchenbullen gesucht, aber "nur" Kranzler, einen fast mittellosen Konditor, gefunden hatte. Der junge Mann zauberte Desserts, die man so nie gekannt hatte: Windbeutel mit Vanilleschaum und Himbeereis. Kranzler folgte dem Preußen und blieb dessen Leibkoch. 1825 erwarb er an der Behrenstraße eine Kaffeestube und hatte solchen Erfolg, dass er das Haus Unter den Linden 25 kaufen und von August Stüler zum Café und Restaurant ausbauen lassen konnte.

Berühmt war die Rampe an der Ecke zur Friedrichstraße. Ein Novum, vertraut allein aus mediterranen Ländern. Draußen zu sitzen und vor allen Leuten sich an Tee und Gebäck und Torten und Mokka zu laben, galt als unschicklich, weil ländlich primitiv. Nun aber war das ganz anders. Plätze auf der Rampe waren hochbegehrt und wurden von Dandys und Gigolos stundenlang blockiert. Die Polizei hätte dies nur zu gern unterbunden. Aber König Friedrich Wilhelm III., durch Hardenbergs Wiener Diplomatie zu einem einflussreichen Potentaten in Europa geworden, protegierte den Unternehmer, der ins Schloss Obsttorten und "Russisches Eis" lieferte und 1852 zum Hofkonditor anvancierte. Bei Kranzler gab es den ersten Rauchsalon, in den auch Damen durften. Die Erbinnen verkauften den Betrieb 1911. Am 7. Mai 1944 zerstörten Bomben das alte Kranzler.